Willkommen zu unserer Artikelserie „Kochrezept Lean Architecture“. In diesem ersten Teil geht es um die Zutaten für ein schmackhaftes Menu. Sie sind Geschäftsführer oder IT Manager in einem mittelständischen Unternehmen? Dann nehmen Sie Platz – in Kürze wird serviert!
Erste Zutat: Eine einfache Sprache
Die wichtigste Zutat, um Architekturen in der IT zu beschreiben, ist eine Sprache, die von IT Architekten genau so verstanden wird wie von Mitarbeitern aus den Geschäftsbereichen. Bilder und Symbole sind hier am besten geeignet, da sie leicht verständlich sind. Das haben sich auch die Autoren von ArchiMate gedacht.
ArchiMate deckt diese Bereiche der IT Architektur ab:
- Geschäftsfähigkeiten
- Geschäftsprozesse
- Anwendungen
- Technologie
Innerhalb dieser Ebenen gibt es definierte „Artefakte“, wie z.B. Services oder auch Komponenten. Darüber hinaus definiert ArchiMate die möglichen Beziehungen zwischen diesen Elementen.
Beispiele dafür sind
- Applikation bedient Service
- Technische Komponente nutzt Schnittstelle
Dabei lässt ArchiMate den Architekten größtmögliche Freiheit bei der Verwendung der verschiedenen Elemente. Sie können also einen Geschäftsprozess genauso modellieren wie verwendete Applikationen und deren Schnittstellen.
ArchiMate kann gemeinsam mit jedem beliebigen Vorgehensmodell verwendet werden. Unserer Einschätzung nach sind jedoch die meisten Architektur-Frameworks viel zu komplex für den Mittelstand.
Zutat Nummer zwei: Ein einfaches Werkzeug
Sicher kennen Sie das Sprichwort „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.“ Insofern würde ein Blatt Papier und ein paar Farbstifte reichen, um ein Lean Architecture Management aufzubauen.
Und vielfach gehen Unternehmen aller Größenordnungen auch genau so vor: Architekturinformationen werden oft in Textdokumenten und reinen Bildern aufgeschrieben. Visio und PowerPoint sind hier sicherlich die Klassiker … 🙂
Der Nachteil dabei: Die Informationen sind nicht vollständig maschinenlesebar:
- In einer Zeichnung wird eine Applikation z.B. als ein Rechteck in einer bestimmten Farbe dargestellt.
- Für eine Applikationskomponente wird ebenfalls ein Rechteck in einer anderen Farbe gewählt und die beiden durch einen Strich verbunden.
- Weder die genauen Eigenschaften der Applikation noch die Beziehung ist spezifiziert.
Damit sind Analysen über Zusammenhänge nicht ohne weiteres möglich. Vor allem dann nicht, wenn wir über komplexe Architekturen sprechen, die „nicht auf ein Blatt passen“.
Ein spezielles Werkzeug zur Modellierung von Architekturen hat dagegen die Architektursprache „eingebaut“. Auch hier werden Zeichnungen erstellt, jedoch sind die einzelnen Elemente und deren Beziehungen in einer Datenbankstruktur oder objektorientiert gespeichert.
Somit können verschiedene Sichten modelliert und Zusammenhänge analysiert werden. Beispiele:
- In welchen Unternehmensbereichen wird Applikation „X“ genutzt?
- Welche Applikationen sind betroffen, wenn Server „Y“ ein Versionsupgrade erhalten soll?
Der Markt hält eine Vielzahl von Applikationen bereit, die Modellierung und Analysen ermöglichen. Meist sind noch viele weitere Funktionen verfügbar. Das wollen wir uns im folgenden anschauen.
Von Lernkurven, Investitionen und Entwicklungspfaden
Wenn in einem Unternehmen Lean Architecture eingeführt oder neu ausgerichtet werden soll, müssen wir uns zwangsläufig damit auseinandersetzen, wie hoch der Aufwand dafür ist. Nach unserer Erfahrung gibt es zwei wesentliche Kostentreiber:
- Investitionen in notwendige Hardware, Lizenzen oder Servicegebühren
- Kosten für die Ausbildung der Mitarbeiter
Wollen wir nun ein Lean Architecture Management schnell einführen, gilt es natürlich, Investitionen gering zu halten und Werkzeuge zu wählen, bei denen die Einstiegshürde gering ist.
Hier ist unsere klare Empfehlung, ArchiMate zu verwenden und mit dem kostenlosen Tool Archi zu beginnen.
Archi kann einfach auf einem Rechner lokal installiert werden und bringt eine grafische Übersicht des ArchiMate Standards mit. Für den Einstieg in das Thema eignet sich die Youtube Playlist „Getting to know Archi“ recht gut. Um das Bild zu vervollständigen, wollen wir nun auch auf die Grenzen dieses Ansatzes schauen.
Archi ist für einzelne Anwender gemacht
Das Konzept von Archi setzt eine lokale Installation voraus, ebenso werden die erzeugten Modelle in einem internen Format lokal gespeichert. Insofern ist die Nutzung des Werkzeugs und die gemeinsame Arbeit an Architekturmodellen nicht möglich.
Wenn das Lean Architecture Management ausgebaut werden soll, ist ein gemeinsam genutztes Repository und ein Mehrbenutzer Betrieb zwingend erforderlich.
Der große Vorteil von ArchiMate und Archi ist, dass es mit „ArchiMate Open Exchange“ ein standardisiertes Austauschformat gibt. Damit ist ein verlustfreier Wechsel auf ein „größeres“ Werkzeug problemlos möglich.
Wir haben den Export und Import mit folgenden Werkzeugen getestet:
Archi bietet nur wenige Analysewerkzeuge
Ein kritischer Erfolgsfaktor für ein Lean Architecture Management ist, dass Architekturinformationen immer aktuell sind und von allen Mitarbeitern eingesehen werden können.
Archi erlaubt dies zwar grundsätzlich (siehe hier), die Analyse beschränkt sich jedoch auf die Anzeige von definierten Beziehungen. Die Gewichtung und Bewertung von Abhängigkeiten ist nicht möglich.
Auch die Erstellung von Dashboards mit Kennzahlen für verschiedene Benutzerkreise ist den „größeren“ Werkzeugen vorbehalten.
Als dritte Zutat nehmen wir ...
Unser Verständnis von Lean Architecture Management ist es, dass wir auch die Geschäftsbereiche mit einbeziehen. Dann – und nur dann – kann ein Architekturmanagement Nutzen für das Unternehmen bringen. Wir können z.B. folgende Fragen beantworten:
- Welche Geschäftsfähigkeiten werden durch welche Applikationen unterstützt?
- Werden mehrere Applikationen für die gleiche Funktionalität eingesetzt?
- In welchen Bereichen können Prozesse optimiert und ggf. Kosten eingespart werden?
Damit Sie schnell starten können, haben wir für Sie „vorgearbeitet“. Das American Productivity & Quality Center (APQC) bietet mit dem „Process Classification Framwork“ eine gute Arbeitsgrundlage an.
Daraus haben wir ein Modell gemacht, welches Sie direkt im ArchiTool öffenen und weiter bearbeiten können. Hier können Sie das Modell herunterladen:
APQC PCF Cross Industry en
Weitere Einzelheiten dazu erfahren Sie in den weiteren Artikeln dieser „Kochrezept“-Serie.
Fazit und Ausblick
Mit ArchiMate und Archi ist ein schneller Einstieg in das Lean Architecture Mangement möglich. Wir empfehlen jedoch, die Einführung eines Architektur Managements an klar definierten Zielen auszurichten und zu planen.
Im nächsten Teil der „Kochrezept“-Serie schauen wir gemeinsame auf die Schritte zur Erarbeitung eines vollständigen Modells.
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